Freitag, 22. Januar 2010

Stalking

Heute richte ich mich mit einem sehr ernstem Thema an euch, welches mir am Herzen liegt.

Das Folgende ist wirklich passiert… auch wenn es wirkt wie ein übler Agentenfilm.

Eine junge Frau lernte vor wenigen Jahren einen Mann durch ihre Eltern kennen. Er sah gut aus und war selbstständiger Finanzmensch mit recht viel Geld auf dem Konto.

Sie verliebten sich und heirateten. Schnell wurde der Frau bewusst, dass der Mann sie nur als Statussymbol benutzte. Da sie unheimlich gut aussah, wurde sie bei Geschäftsessen in den eigenen vier Wänden gerne präsentiert. Sie spielte mit.

Dann fand sie heraus, dass er ihr fremd ging. Sie stellte ihn zur Rede, es eskalierte und er schlug zu.

Dies war das Startzeichen für sie, sich aus den Staub zu machen. Sie packte ihre koffer und ließ sich scheiden. Der Mann durfte sich ihr nicht mehr nähern.

Er ließ sich das aber nicht gefallen. Sie war in seinen Augen sein Besitz. Niemand hatte ihn zu verlassen. Er stellte ihr nach und ließ sogar jemanden verprügeln, der mit ihr im Urlaub war mit der Botschaft, er solle sich nicht mit ihr einlassen.

Um ihre Ruhe zu haben, überließ die Frau dem Mann ihr geerbtes Vermögen, welches er in der Ehe verwaltete. Sie erhoffte sich Ruhe dadurch aber sie hatte sich getäuscht. Es kam schlimmer… viel schlimmer!

Weil die Firma der Frau in eine andere Stadt zog, ging sie mit. Viele Kilometer lagen zwischen ihr und dem Mann mit dem ausgeprägten Stolz.

Sie verdiente sehr gut, hatte eine hübsche Wohnung und alles schien in Ordnung. Doch nicht lange.

Sie erhielt Geschenke per Post und Briefe, in denen angekündigt wurde, dass man sie nicht in Ruhe lassen würde. Alles anonym.

Sie wusste, von wem das kam. Aber sie konnte es nicht beweisen.

In dieser Zeit lernte ich sie kennen und wir verliebten uns ineinander.

Was nun folgt, werde ich etwas kürzer zusammen fassen.

Sie bekam täglich einen “Tagesbericht”. Dort stand haargenau, was sie den ganzen Tag gemacht hatte. Aus ihren Reifen wurde öfters die Luft raus gelassen und immer wieder lagen Briefe in ihrem Briefkasten.

Ich wunderte mich, woher der Stalker wusste, was sie macht. Daraufhin hat sie einen Experten kommen lassen, der mit speziellen Gerät die Wohnung und das Auto untersuchte. Er fand zahlreiche GPS-Wanzen, Kameras in Flur und Schlafzimmer und sogar in diversen Kleidungsstücken und Handtaschen waren Wanzen versteckt. In Lebensmitteln fand man Stoffe, die sie nicht vertrug durch eine Allergie.

Sie ließ die Wohnung “säubern”, doch sie musste immer wieder mit Wanzen an ihrem Auto rechnen, da es auf einem frei zugänglichen Parkplatz stand.

Freunde und Bekannte hatten platte Reifen, nachdem sie sich mit der jungen Frau trafen. Selbst Arbeitskollegen oder Kunden hatten keine Luft mehr in den Reifen. Als die Kinder ihres Chefs auf der Straße angesprochen wurden und man ihnen ein Päckchen im Namen meiner Freundin überreichten wollte, musste ihr Chef handeln und sie schweren Herzens kündigen. Sie sah keine andere Möglichkeit und stimmte zu. Ihre Wohnung verlor sie auch, da sich die Nachbarn bedroht fühlten.

Jede Aktion wurde angezeigt und an ihren Rechtsanwalt weitergeleitet, doch man konnte nicht machen…es gab keine Beweise. Das Einzige, was man rausfand: Es wurden anscheinend Russen beauftragt die ganzen Aktionen durchzuführen. Man konnte aber nie einen auf frischer Tat ertappen.

Sie versuchte mit dem Stalker zu reden und er gab auch zu, dass er es war, der all diese Aktionen in Auftrag gab. Er machte sich sogar den Spaß, den Russen anzurufen, ihm zu sagen, dass er aufhören solle…. nur um dann nach dem Gespräch in ihrem Beisein wieder dort anzurufen, um die Aktionen wieder anlaufen zu lassen mit den Worten:”Jetzt mache ich dich richtig fertig!”. Er versuchte ihr an die Wäsche zu gehen und dabei entdeckte er das Tonband, welches das Gespräch aufnahm. Heute weiß die junge Frau, dass dies eine dumme Sache war und sie dies nur mit Unterstützung durch Dritte hätte durchführen müssen mit einer sicheren Methode der Sprachaufnahme.

Die junge Frau zog in einer gut organisierten und geheimen Aktion aus. Für ca. eine Woche hatten die Männer, die von dem Stalker beauftragt wurden, ihre Spur verloren. Sie bekam durch Bekannte einen guten Job und hatte fast zwei Wochen Ruhe.

Dann wurde sie vor der Firma spät abends überfallen. Der Mann sagte, dass sie sich wenigstens wehren könne, wenn man schon soviel für sie bezahlt. Er versuchte sie zu vergewaltigen, sie trat zu und glücklicherweise fuhr ein Auto auf den Parkplatz. Der Mann lief weg und konnte nicht gefunden werden. In ihrer angemieteten Wohnung fand sie auf ihrem Wohnzimmertisch wieder einen Tagesbericht, der ihre Tätigkeiten seit dem letzten Donnerstag protokollierte. Der Stalker hat sie irgendwie gefunden und war wieder da.

Gestern hat sie nun beschlossen, nach einer mehrstündigen Beratung mit einer Expertin für Stalking, dass sie untertaucht. Sie bekommt einen neuen Namen, einen neuen Wohnort und einen neuen Job… und sie wird nicht wissen, ob er sie wieder ausfindig macht. Sie wird keinen Kontakt mehr mit ihren Freunden und mir haben, um uns zu schützen. Die Expertin war nämlich der Meinung, dass das Risiko unkalkulierbar sei und man nicht wüsste, wie weit er noch gehen würde.

Die junge Frau erfuhr nur Unterstützung durch wenige Personen. Ihre Eltern waren eine einzige Katastrophe. Die Mutter war Abhängig vom Vater und wollte sich nicht damit belasten. Der Vater hatte Geld investiert, die der Stalker verwaltete. Zudem ist er der Meinung, das sie sich nicht so anstellen solle, da Männer immer Fremdgehen und sie dabei dennoch ihre Frau lieben würden. Daher hätte sie den Stalker nicht verlassen sollen.

Solche Aussagen von den eigenen Eltern sind zum kotzen. Die einzigen Konsequenzen, die der Stalker zurzeit hat: Ein Investor zieht sein Vermögen aus der Stalker Verwaltung heraus. Einige Geschäftspartner werden animiert, dies auch zu tun. Dies wird dem Stalker aber kaum was aus machen.

Warum schreibe ich das alles? In mir ist ein unbändiger Zorn auf diesen Stalker und gleichzeitig eine Verzweiflung angesichts der Machtlosigkeit der Polizei. Es bestätigt, dass Menschen machen können, was sie wollen, sofern sie genug Geld haben. Sie können Menschenleben zerstören und man muss ungläubig zusehen, wie jemand in die Anonymität getrieben wird.

Man hat das Verlangen Selbstjustiz zu üben, bei dem Stalker vorbeizufahren und weiß Gott was mit ihm zu machen. Es besteht die Möglichkeit, für 5000 Euro Leute zu engagieren, die sich um die Sache kümmern können und ihm soviel Angst einjagen, dass er alles sein lässt. Doch soviel kriminelle Energie wollen wir nicht an den Tag legen und wir wollen und nicht auf die gleiche Schiene begeben, die der Stalker befährt.

Mein Apell an euch: Wenn ihr bemerkt, dass jemand unter Stalking leidet: Unterstützt die Person! Unternehmt frühzeitig etwas, damit nichts eskaliert. Stalker-Opfer brauchen jede Unterstützung und vor allem gute Freunde. Sagt nicht, dass es euch nichts angeht, denn das spielt den Stalker in die Hände. Und wenn ihr den Drang verspürt, jemanden nachzustellen, möglicherweise einer Ex-Freundin oder jemanden, mit dem ihr Streit hattet: Lasst es sein. Lasst die Altlasten hinter euch. Es bringt nicht, soviel Energie aufzubringen, nur um einem Menschen das Leben schwer zu machen. Lasst eure Mitmenschen in Frieden leben.

Erst, wenn man merkt, dass man sich nicht einfach in das Auto setzen kann, um irgendwo hin zu fahren, man ständig darauf achten muss, ob man verfolgt wird oder nicht weiß, ob man in den eigenen vier Wänden sicher ist, weiß ein normales Leben und Freiheit wirklich zu schätzen….

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