Dienstag, 16. Februar 2010

Der Schneemann

Die Kurzgeschichte ist für Fabi als kleines Geburtstagsgeschenk.

Es war kalt. Nein… es war SEHR kalt. Tagelang schneite es und der Schnee bedeckte das Land. Kahle Bäume trugen eine Krone aus Schnee und die Luft schien unglaublich klar.

Auf einem großen Feld, auf dem nur ein einsamer Baum stand, der im Sommer als Grundstein für Baumhäuser herhalten musste, lag die Schneefläche eben und glatt und nur die Spuren von kleinen Häschen, die morgens im Schnee herum hüpften, konnte man erkennen.

Der Baum genoss die Ruhe des frühen Vormittages. Er hatte schon viele Baumhäuser erlebt und seine Rinde zeigte viele Wunden von Nägeln und festgezurrten Seilen, die aber schon seit vielen Jahren verheilt waren. Kinder konnten eine spaßige Sache sein, wenn sie auf einem herumtollten und ihr Baumhaus hübsch einrichteten.

Die Mädchen statteten ihr Baumhaus mit Gardinen, Postern und Teppich aus. Sie setzen Blumenkästen in die groben Fenster und kicherten über ihre Geheimnisse und die blöden Jungs, die sowieso alle doof waren.

Die Jungs bauten Festungen mit Schießscharten. Sie brauchten Fluchtausgänge, Seile zum klettern und ein gutes Blickfeld, um gegnerische Banden frühzeitig zu erkennen. Auch sie lachten über ihre Geheimnisse….. und fanden Mädchen doof.

An diesem Vormittag stampften zwei Kinder mit einem großen Sack durch den tiefen Schnee und begannen eine Schneekugel zu formen. Neugierig beobachtete der Baum die Zwei.

Die Kugel wurde hin und her gerollt bis sie die Größe hatte, die den Kindern gefiel. Dann nahmen sie eine zweite Schneekugel. Zuerst war sie handgroß und nach wenigen gerollten Metern hatte die kleine Kugel beachtlich an Größe gewonnen.

„Potzblitz“, dachte der Baum, als die Kinder eine dritte Kugel erschufen. Sie setzten die Schneebälle aufeinander.

Eines der Kinder griff in den Sack und holte Kohlestücke heraus. Sie verpassten der oberen Kugel zwei Augen und einen grinsenden Mund. Die mittlere Kugel bekam Knöpfe aus Kohle.

Dann wurde eine Mohrrübe aus dem Sack gezaubert und wurde zur Nase ernannt.

Der Baum war neugierig, was sich noch im Sack befand. Es war ein alter, schwarzer Zylinder.

Die Kinder tollten um den Schneemann herum und fanden, dass sie eine gute Arbeit geleistet hatten.

Gegen Abend gingen sie nach Hause und der nächste Tag brach an. Der Schneemann schaute sich um in Erwartung, dass die Kinder wieder vorbeikommen würden, um mit ihm zu spielen. Doch es kam niemand. Es folgte ein weiterer Tag aber außer einem Fuchs konnte der Schneemann niemanden entdecken. Niemand kam zu Besuch. Man hatte ihn vergessen.

Am 5. Tag schüttelte der Schneemann den Schnee von seinem alten Zylinder und seufzte.

„Tja mein Junge. Menschen vergessen leicht…“, sagte der Baum.

Der Schneemann hätte vor Schreck beinahe einen Herzinfarkt bekommen….

„Meine Güte! Du hast mich aber erschreckt!“, sagte der Schneemann und atmete tief durch.

„Entschuldigung.“

„Schon gut. Ziemlich langweilig hier, oder?“

Der Baum seufzte.

„Ach, wenn man so lange hier herumsteht und Wurzeln schlägt, ist man es gewohnt alleine zu sein. Im Grunde ist es recht angenehm hier alleine auf dem Feld zu stehen. In einem Wald würden mir die anderen Bäume durch ihr ständiges Quatschen nur auf den Keks gehen.“

„Mh…stimmt. Wie alt bist du denn?“

„Ts..das fragt man nicht. Ich schätze, ich bin um die 95 Jahre alt.“

„Oh, du siehst nicht älter als 85 aus.“

„Oh, danke. Das macht der gute Boden in dem meine Wurzeln stecken.“, sagte der Baum bescheiden.

Der Schneemann schaute in den weißen Himmel und seufzte erneut.

„Ich habe zwar nicht so viel zu erzählen, weil ich nur ein paar Tage alt bin, aber in den nächsten Jahren bin ich sicherlich ein guter Zuhörer.“, sagte der Schneemann grinsend.

Der Baum räusperte sich.

„Ich glaube nicht, dass du mir so lange Gesellschaft leisten wirst.“

„Wieso?“, fragte der Schneemann erstaunt.

„Na.. du bist aus Schnee gebaut. Du wirst schmelzen!“

„Ich werde was?“, fragte der Schneemann entsetzt.

„Du wirst schmelzen!“, wiederholte der Baum.

„Aber ich bin doch noch so jung. Ich will nicht schmelzen!“, protestierte der Schneemann.

„Junge, irgendwann scheint wieder die Sonne. Seit ich ein zartes Bäumchen war, tauchte die Sonne immer wieder auf. Ich habe warme Sommer erlebt und kein Schneemann hat je die Hitze überlebt. Sobald der Schnee taut und der Frühling ins Land marschiert, wirst du nicht mehr existieren.“

Der Schneemann schluckte und blickte erneut in den bewölkten Himmel. Er konnte einen hellen Ball hinter den Wolken ausmachen.

Der Baum schaute in dieselbe Richtung.

„Ja, das da oben ist die Sonne und sie wird dein Untergang sein. Mach das Beste aus deiner Zeit.“

Der Schneemann wurde sauer.

„Das ist ungerecht. Ich bin keine Eintagsfliege, die einfach so hinweg schmilzt.“

„Eintagsfliegen schmelzen nicht…“, warf der Baum ein.

„Das war auch nur eine Metapher.“

„Achso… Entschuldigung.“

Der Baum und der Schneemann standen eine Weile herum und hingen ihren Gedanken nach.

Nach einigen Stunden schielte der Baum in Richtung Schneemann, der sorgevoll in den Himmel schaute.

„Weißt du mein Junge..“, unterbrach der Baum die Stille. „Du könntest vielleicht doch viele Jahre leben.“

Der Schneemann blickte erstaunt zum Baum: „Wie das?“

„Weißt du, es gibt einen Ort, an dem ist es immer Winter. Dort leben Tiere, die sich dem Schnee angepasst haben und sie mögen Schnee. Also werden sie sicherlich auch Schneemänner mögen.“

„Wo ist der Ort?“, fragte der Schneemann aufgeregt nach.

„Er heißt Nordpol und liegt in dieser Richtung.“

Der Baum zeigte mit einem Ast über das Feld zum Horizont. Der Schneemann konnte nichts außer einer weißen Fläche erkennen.

„Baum, ich ziehe zum Nordpol.“

„Bist du sicher? Es wird sicher ein weiter Weg sein.“

„Ich werde es versuchen. Ich bin ein großer Schneemann. Ich schaffe das schon.“

Der Baum nickte und wünschte dem Schneemann viel Glück auf seiner Reise.

Der Schneemann holte tief Luft und hüpfte ein paar Zentimeter in die Luft.

„Donnerwetter! Du kannst ja hüpfen.“, sagte der Baum erstaunt.

Der Schneemann grinste stolz und hüpfte einen Meter nach vorne. Dann noch einen. Und noch einen.

Der Baum sah zu, wie der Schneemann immer kleiner wurde und winkte zum Abschied.

Der Schneemann hüpfte den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch. Schneemänner brauchten keinen Schlaf und unermüdlich hüpfte er weiter. Er sah erstaunlich Dinge. Er sah große Häuser, Straßen, viele Menschen und sogar Wälder. Und er musste zugeben, dass die Bäume in den Wäldern wirklich geschwätzig waren.

Der Schneemann hüpfte immer weiter nach Norden. An manchen Tagen wurde es etwas wärmer und er dachte, er würde nicht mehr genug Kraft haben für seine Reise. Doch er hatte Glück und es wurde wieder kälter. Ein kleiner Schneesturm gab ihm neue Kraft und er hüpfte und hüpfte.

Eines Tages hörte er ein Rauschen. Je weiter er hüpfte, desto lauter wurde das Rauschen. Der Schneemann wurde neugierig und sprang schneller auf einen Hügel zu. Unter dem Schnee spürte der Schneemann Sand und als er den Gipfel des Hügels erreichte sah er das Unglaublichste in seinem Leben. Er sah Wasser. Keinen Teich oder zugefrorenen See, die er auf seiner Reise öfters sah.

Nein…es war viel, viel mehr Wasser. Es war ein ganzes Meer.

Der Schneemann hüpfte langsam zum Strand. Er staunte über die Weite des Meeres. Die Wellen spülten den Sand hin und her. Als das Wasser die untere Kugel des Schneemanns berührte, schmolz etwas von seinem Schnee. Der Schneemann schaute traurig in Richtung Horizont. Irgendwo da draußen war der Nordpol… und er konnte ihn nicht erreichen.

Plötzlich hörte er ein Schluchzen. Er blickte nach links und sah einen weiteren Schneemann. Er hatte eine beeindruckende Karotte als Nase, dafür trug er aber nur einen alten Nachttopf als Hut und keinen hübschen Zylinder.

Der Schneemann konnte noch mehr Schneemänner sehen, die vereinzelt am Strand standen. Und es wurden mehr. Alle suchten den Nordpol. Sie alle hatten viel auf ihrer Reise erlebt und erzählten sich von ihren Abenteuern. Sie schwatzten und lachten und irgendwann war der Strand voll von Schneemännern. Manche sprachen fremde Sprachen doch irgendwie konnten sie sich verständigen. Alle hatten das gleiche Ziel und standen nun vor einem Hindernis, welches ihnen den Weg zum Nordpol versperrte.

So vergingen die Tage. Es wurde wärmer und die kleineren Schneemänner schmolzen langsam dahin.

Der Schneemann sah traurig zu, wie all seine neuen Freunde immer kleiner und dünner wurden. Sie hatten so viele tolle Dinge erlebt und all diese Erinnerungen und Eindrücke schmolzen mit der Sonne dahin.

Der Schnee des Schneemanns war fest und er stand ein wenig im Schatten einer Düne. So sah er zu, wie ein Schneemann nach dem anderen verschwand bis er wieder ganz alleine war.

Er war nun viel dünner als zum Beginn seiner Reise. Die Sonne strahlte und kitzelte seine Mohrrübennase. Er musste niesen und er verlor einen Knopf.

Sein letzter Sonnenaufgang war das schönste, was er je erlebt hatte. Der Himmel glühte rot. Der Himmel schien zu brennen und Möwen flatterten lustig umher. Nur ein Hauch von einem Wind war zu spüren und der Schneemann lächelte, als er die erste und letzte Blume in seinem kurzen Leben sah.

Der Schneemann verwandelte sich in Wasser und floss in das große Meer zu all den anderen Schneemännern.

Zurück blieben einige Kohlestückchen, eine verschrumpelte Mohrrübe und ein schwarzer Zylinder, der vom Wind erfasst wurde und weit auf das Meer geweht wurde…. in Richtung Nordpol.

Sonntag, 7. Februar 2010

Die Selbstverständlichkeit des MEINS!!!

Also, ich weiß ja nicht, was manchen Leuten im Kopf herumschwirrt.
Aktuell ist der Aufschrei groß, dass STEAM die Demo von Alien vs Predator in Deutschland nicht zugänglich macht, weil SEGA beschlossen hat, dieses Spiel in Deutschland nicht zu verkaufen. Der Grund für diese Entscheidung dürfte die explizite Gewaltdarstellung der Finishing-Moves sein, bei denen die Innereien diverser Opfer näher in Augenschein genommen werden können.
Über Schlupflöcher konnte man die Demo ohne Probleme downloaden und spielen. Kurz darauf hat STEAM die Demo bei deutschen Spielern gelöscht.

Jetzt ist der Aufschrei groß, warum man sowas macht. Es wird gejammert, dass "man das Recht hätte, diese Demo zu spielen" und "man sich nicht vorschreiben lassen kann, was man spielt und was nicht".

Sorry... aber das kann man durchaus.

SEGA produziert ein Spiel. Es ist deren geistiges Eigentum und sie dürfen damit machen, was sie wollen. Und wenn sie sich dazu entschließen, dieses Spiel nicht in Deutschland zu veröffentlichen, dann ist das so! Niemand hat ein Recht etwas zu konsumieren, nur weil man es konsumieren möchte.
Ich schreibe gerade ein buch und wenn ich mich dazu entschließen würde, dass niemand mein Buch lesen soll, der 70 Jahre alt ist und ich die Möglichkeit hätte, dies zu steuern, dann müssten alle alten Männer damit leben.

Natürlich ist es in meinen Augen auch eine Unverschämtheit, dass ich als erwachsener Mensch Probleme habe, Spiele zu kaufen, nur weil ein Unternehmen es in Deutschland nicht veröffentlichen will. Oder ich ein spiel importieren muss, wenn ich es Uncut haben will.
Aber ich verstehe durchaus, dass ein Unternehmen maximalen Gewinn machen will, sein Spiel anpasst, damit es die Massen erreicht und ich kein Anrecht darauf habe, das Spiel zu kaufen.

Ich möchte viele Dinge, die ich nicht bekommen kann. Aber es gibt anscheinend sehr viele Menschen, die nicht verstehen wollen, dass die Welt kein Selbstbedienungsladen ist. Man kann eben nicht erwarten, ständig alles überall zu bekommen.
Es gibt Gesetze und Entscheidungen, die getroffen werden... und ob man es glaubt oder nicht: Man fragt nicht Klein-Hänschen, ob er es konsumieren will oder nicht.

Es scheint mir in den letzten 15 Jahren zu einer Selbstverständlichkeit geworden zu sein, dass man glaubt, man könne sich nehmen was man will. Ich finde dieses Verhalten erschreckend und zeigt mir auch die wachsende Gleichgültigkeit über den Besitz Dritter.

Ob ich demnächst von 70 jährigen Opas verbrannt werde, weil sie der Meinung sind, dass ich nicht über mein Buch entscheiden kann? Soll alles, was produziert und erfunden wird jedem immer und überall zugänglich sein?
Überspitzt gesagt: Warum gibt die USA dem IRAN nicht ein paar Atombomben ab? Schließlich haben sie doch ein Anrecht darauf...

Also.. fassen wir zusammen:
Es ist eine blöde Sache, dass erwachsene Spieler eine Demo nicht spielen können.
Es mag eine gute Sache sein, dass durch eine Sperrung der Demo keine Kinder in den Besitz der Demo kommen können. Auch wenn es nur Pixel sind, wirken die Finish-Moves recht brutal. Schließlich gibt es auch Comics, die nicht in Kinderhände gehören.
Und es OK, dass SEGA über sein Spiel entscheiden kann, wie es beliebt. Mit STEAM hat SEGA die Möglichkeit dazu und es ist durchaus legitim, dass sie die Demo sperren.

Gewöhnt euch einfach daran, dass man nicht alles haben kann, was man will. Ein wenig Bescheidenheit und Respekt vor dem Besitz anderer Leute würde manchen Menschen gut tun.
Und nicht vergessen: Wir reden hier über Spiele! Das ist purer Luxus! Dies macht das Gejammer noch unerträglicher....

Freitag, 22. Januar 2010

Stalking

Heute richte ich mich mit einem sehr ernstem Thema an euch, welches mir am Herzen liegt.

Das Folgende ist wirklich passiert… auch wenn es wirkt wie ein übler Agentenfilm.

Eine junge Frau lernte vor wenigen Jahren einen Mann durch ihre Eltern kennen. Er sah gut aus und war selbstständiger Finanzmensch mit recht viel Geld auf dem Konto.

Sie verliebten sich und heirateten. Schnell wurde der Frau bewusst, dass der Mann sie nur als Statussymbol benutzte. Da sie unheimlich gut aussah, wurde sie bei Geschäftsessen in den eigenen vier Wänden gerne präsentiert. Sie spielte mit.

Dann fand sie heraus, dass er ihr fremd ging. Sie stellte ihn zur Rede, es eskalierte und er schlug zu.

Dies war das Startzeichen für sie, sich aus den Staub zu machen. Sie packte ihre koffer und ließ sich scheiden. Der Mann durfte sich ihr nicht mehr nähern.

Er ließ sich das aber nicht gefallen. Sie war in seinen Augen sein Besitz. Niemand hatte ihn zu verlassen. Er stellte ihr nach und ließ sogar jemanden verprügeln, der mit ihr im Urlaub war mit der Botschaft, er solle sich nicht mit ihr einlassen.

Um ihre Ruhe zu haben, überließ die Frau dem Mann ihr geerbtes Vermögen, welches er in der Ehe verwaltete. Sie erhoffte sich Ruhe dadurch aber sie hatte sich getäuscht. Es kam schlimmer… viel schlimmer!

Weil die Firma der Frau in eine andere Stadt zog, ging sie mit. Viele Kilometer lagen zwischen ihr und dem Mann mit dem ausgeprägten Stolz.

Sie verdiente sehr gut, hatte eine hübsche Wohnung und alles schien in Ordnung. Doch nicht lange.

Sie erhielt Geschenke per Post und Briefe, in denen angekündigt wurde, dass man sie nicht in Ruhe lassen würde. Alles anonym.

Sie wusste, von wem das kam. Aber sie konnte es nicht beweisen.

In dieser Zeit lernte ich sie kennen und wir verliebten uns ineinander.

Was nun folgt, werde ich etwas kürzer zusammen fassen.

Sie bekam täglich einen “Tagesbericht”. Dort stand haargenau, was sie den ganzen Tag gemacht hatte. Aus ihren Reifen wurde öfters die Luft raus gelassen und immer wieder lagen Briefe in ihrem Briefkasten.

Ich wunderte mich, woher der Stalker wusste, was sie macht. Daraufhin hat sie einen Experten kommen lassen, der mit speziellen Gerät die Wohnung und das Auto untersuchte. Er fand zahlreiche GPS-Wanzen, Kameras in Flur und Schlafzimmer und sogar in diversen Kleidungsstücken und Handtaschen waren Wanzen versteckt. In Lebensmitteln fand man Stoffe, die sie nicht vertrug durch eine Allergie.

Sie ließ die Wohnung “säubern”, doch sie musste immer wieder mit Wanzen an ihrem Auto rechnen, da es auf einem frei zugänglichen Parkplatz stand.

Freunde und Bekannte hatten platte Reifen, nachdem sie sich mit der jungen Frau trafen. Selbst Arbeitskollegen oder Kunden hatten keine Luft mehr in den Reifen. Als die Kinder ihres Chefs auf der Straße angesprochen wurden und man ihnen ein Päckchen im Namen meiner Freundin überreichten wollte, musste ihr Chef handeln und sie schweren Herzens kündigen. Sie sah keine andere Möglichkeit und stimmte zu. Ihre Wohnung verlor sie auch, da sich die Nachbarn bedroht fühlten.

Jede Aktion wurde angezeigt und an ihren Rechtsanwalt weitergeleitet, doch man konnte nicht machen…es gab keine Beweise. Das Einzige, was man rausfand: Es wurden anscheinend Russen beauftragt die ganzen Aktionen durchzuführen. Man konnte aber nie einen auf frischer Tat ertappen.

Sie versuchte mit dem Stalker zu reden und er gab auch zu, dass er es war, der all diese Aktionen in Auftrag gab. Er machte sich sogar den Spaß, den Russen anzurufen, ihm zu sagen, dass er aufhören solle…. nur um dann nach dem Gespräch in ihrem Beisein wieder dort anzurufen, um die Aktionen wieder anlaufen zu lassen mit den Worten:”Jetzt mache ich dich richtig fertig!”. Er versuchte ihr an die Wäsche zu gehen und dabei entdeckte er das Tonband, welches das Gespräch aufnahm. Heute weiß die junge Frau, dass dies eine dumme Sache war und sie dies nur mit Unterstützung durch Dritte hätte durchführen müssen mit einer sicheren Methode der Sprachaufnahme.

Die junge Frau zog in einer gut organisierten und geheimen Aktion aus. Für ca. eine Woche hatten die Männer, die von dem Stalker beauftragt wurden, ihre Spur verloren. Sie bekam durch Bekannte einen guten Job und hatte fast zwei Wochen Ruhe.

Dann wurde sie vor der Firma spät abends überfallen. Der Mann sagte, dass sie sich wenigstens wehren könne, wenn man schon soviel für sie bezahlt. Er versuchte sie zu vergewaltigen, sie trat zu und glücklicherweise fuhr ein Auto auf den Parkplatz. Der Mann lief weg und konnte nicht gefunden werden. In ihrer angemieteten Wohnung fand sie auf ihrem Wohnzimmertisch wieder einen Tagesbericht, der ihre Tätigkeiten seit dem letzten Donnerstag protokollierte. Der Stalker hat sie irgendwie gefunden und war wieder da.

Gestern hat sie nun beschlossen, nach einer mehrstündigen Beratung mit einer Expertin für Stalking, dass sie untertaucht. Sie bekommt einen neuen Namen, einen neuen Wohnort und einen neuen Job… und sie wird nicht wissen, ob er sie wieder ausfindig macht. Sie wird keinen Kontakt mehr mit ihren Freunden und mir haben, um uns zu schützen. Die Expertin war nämlich der Meinung, dass das Risiko unkalkulierbar sei und man nicht wüsste, wie weit er noch gehen würde.

Die junge Frau erfuhr nur Unterstützung durch wenige Personen. Ihre Eltern waren eine einzige Katastrophe. Die Mutter war Abhängig vom Vater und wollte sich nicht damit belasten. Der Vater hatte Geld investiert, die der Stalker verwaltete. Zudem ist er der Meinung, das sie sich nicht so anstellen solle, da Männer immer Fremdgehen und sie dabei dennoch ihre Frau lieben würden. Daher hätte sie den Stalker nicht verlassen sollen.

Solche Aussagen von den eigenen Eltern sind zum kotzen. Die einzigen Konsequenzen, die der Stalker zurzeit hat: Ein Investor zieht sein Vermögen aus der Stalker Verwaltung heraus. Einige Geschäftspartner werden animiert, dies auch zu tun. Dies wird dem Stalker aber kaum was aus machen.

Warum schreibe ich das alles? In mir ist ein unbändiger Zorn auf diesen Stalker und gleichzeitig eine Verzweiflung angesichts der Machtlosigkeit der Polizei. Es bestätigt, dass Menschen machen können, was sie wollen, sofern sie genug Geld haben. Sie können Menschenleben zerstören und man muss ungläubig zusehen, wie jemand in die Anonymität getrieben wird.

Man hat das Verlangen Selbstjustiz zu üben, bei dem Stalker vorbeizufahren und weiß Gott was mit ihm zu machen. Es besteht die Möglichkeit, für 5000 Euro Leute zu engagieren, die sich um die Sache kümmern können und ihm soviel Angst einjagen, dass er alles sein lässt. Doch soviel kriminelle Energie wollen wir nicht an den Tag legen und wir wollen und nicht auf die gleiche Schiene begeben, die der Stalker befährt.

Mein Apell an euch: Wenn ihr bemerkt, dass jemand unter Stalking leidet: Unterstützt die Person! Unternehmt frühzeitig etwas, damit nichts eskaliert. Stalker-Opfer brauchen jede Unterstützung und vor allem gute Freunde. Sagt nicht, dass es euch nichts angeht, denn das spielt den Stalker in die Hände. Und wenn ihr den Drang verspürt, jemanden nachzustellen, möglicherweise einer Ex-Freundin oder jemanden, mit dem ihr Streit hattet: Lasst es sein. Lasst die Altlasten hinter euch. Es bringt nicht, soviel Energie aufzubringen, nur um einem Menschen das Leben schwer zu machen. Lasst eure Mitmenschen in Frieden leben.

Erst, wenn man merkt, dass man sich nicht einfach in das Auto setzen kann, um irgendwo hin zu fahren, man ständig darauf achten muss, ob man verfolgt wird oder nicht weiß, ob man in den eigenen vier Wänden sicher ist, weiß ein normales Leben und Freiheit wirklich zu schätzen….

Mittwoch, 20. Januar 2010

Ja oder Nein?

 

Gestern Abend unterhielt ich mich mit meiner Freundin und irgendwie kamen wir auf das Thema „Entscheidungsfreiheit“.

In vielen Computer-Spielen hat man Entscheidungsfreiheit. Man darf überall hinfahren, alles in die Luft jagen oder bauen, wo und was man möchte.

Andererseits ist der Verkauf von Spielen, die geradlinige Levels bieten oder keinerlei Entscheidungsfreiheit im Spielprinzip haben, sehr hoch.

Ich frage mich, ob die Menschen wirklich soviel Entscheidungsfreiheit wünschen oder ob sie es nicht doch lieber einfacher haben wollen.

Es fängt meist in der Kindheit an. Dort bilden sich kleine Banden und einer ist das Alpha-Tier, dem die anderen nachlaufen. Er entscheidet, wessen Sandburg zertreten wird und wer die Plastikschaufel auf dem Kopf kriegt.

Im Alter ändert sich nicht viel. Immer noch gibt es Cliquen, Vereine, Vorstände, Chefs, die uns liebend gerne die Entscheidungen abnehmen wollen. Und äußerst viele Menschen neigen dazu, sich das gefallen zu lassen. Sie atmen auf und freuen sich, dass sie diese oder jene Entscheidung nicht treffen mussten. Sei es aus Bequemlichkeit oder weil sie die Konsequenzen fürchten.

Geht einfach mal zu eurem Chef und fragt, ob er mit eurer Arbeit zufrieden ist. Vermutlich wird er ja sagen. Fragt ihn dann, ob er eure gute Arbeit auch mit einem höheren Gehalt belohnen möchte. Spätestens dann fängt er an zu grübeln und er wird sich um ein klares Ja oder Nein drücken. Sagt er nein, ist der Mitarbeiter demotiviert. Sagt er Ja, muss er mehr Lohn bezahlen. Die nächste Managerprovision ist gefährdet! ;-)

Momente, die klare Entscheidungen verlangen, gibt es unendlich viele. Ja oder Nein ist die simpelste und gleichzeitig die schwierigste Art, eine Entscheidung zu treffen. Man hat nur zwei Alternativen und man begibt sich auf eine klare, genau definierte Schiene. Viele trauen es sich dennoch, oder gerade deshalb, nicht zu.

Aber was soll denn großartig passieren? Es ist doch bewundernswert, wenn jemand ganz klar seine Meinung sagen kann. Wenn man zu seiner Entscheidung steht und sich bewusst ist, welche Konsequenzen dies haben kann, egal ob positiv oder negativ, so war man sich selbst wenigstens treu und kann sich im Spiegel selbst in die Augen schauen.

Die Dummheit in einer Gruppe wächst mit der Anzahl ihrer Mitglieder. Sie laufen gerne wie Lemminge hinter denjenigen her, die für sie den weiteren Weg ebnen oder bestimmen sollen.

Durch den Konsum von vorgekauten, hirnlosen TV-Programmen und dem „…der springt aus dem Fenster, also wird es schon richtig sein… Hinterher!“- Verhalten, genießen es die Menschen, wenn andere für sie denken.

Dadurch entstehen Situationen, die man immer wieder in den Nachrichten verfolgen kann.

Da werden Opas in U-Bahnen erschlagen oder Unfallopfer werden am Straßenrand ignoriert.

Ein wenig mehr Rückgrat schadet niemanden.

Klar soll man auch Risiken einschätzen aber nicht alles muss man tausendmal hinterfragen.

Einfach mal spontan sein und weniger auf Gevatter Egoismus hören.

Ich persönlich mag klare Entscheidungen. Ich gehe davon aus, dass man mich was fragt und schnell eine klare Antwort haben will. Und die gebe ich. Ob die Antwort meinem Gegenüber gefällt, ist eine andere Sache.

Um den Kreis zu schließen: Ich mag Spiele mit großer Entscheidungsfreiheit. In Dwarf Fortress kann ich bauen und meine Zwerge entwickeln, wie ich will. In Mass Effekt oder Witcher haben Entscheidungen große Wirkung. Das mag ich und das ist es, was ich in einem Spiel erleben will: Größtmögliche Freiheiten und Konsequenzen durch mein Handlungen.

Mögt ihr große Entscheidungsfreiheiten in euren Spielen? Ja oder Nein?

Donnerstag, 14. Januar 2010

Spiele sind Zeitverschwendung?

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit, nämlich gestern (Zeit ist für mich relativ..), da hörte ich wieder folgende Aussagen:

“Wozu sollen Spiele gut sein?”, “Sowas ist was für Kinder!” oder “Spiele sind Zeitverschwendung”.

Wenn ich so etwas höre, dann muss ich mir auf die Zunge beißen, um nicht ausfallend zu werden. Man kann auf Dauer recht empfindlich werden, wenn man ständig hören muss, dass man dem Satan höchstpersönlich die menschliche Zivilisation in die Hände spielt, indem man Computerspiele spielt.

Natürlich hat jeder das Recht seine Meinung zu äußern und ich wäre der Letzte, der dieses Recht beschneiden würde. Aber ich darf doch darum bitten, dass halbwegs fundierte Kenntnisse der Materie vorhanden sind, bevor ich mich zu solchen Aussagen hinreißen lasse.

Wie kann etwas, was einem Menschen Spaß macht, eine Zeitverschwendung sein? Ich gehe sogar soweit, dass der Konsum von Spielen einige durchaus positive Eigenschaften in einem Spieler wecken. Durch Adventures hören wir genau zu und hinterfragen alles. Wir achten auf die Details und sind in der Lage die Ruhe zu finden, einer Geschichte zu folgen, was vielen Menschen in der schnelllebigen Zeit von heute verloren gegangen zu sein scheint.

Simulationen schärfen unseren technischen Verstand und wir machen uns Gedanken über Mechanik und Physik.

In Rollenspielen lernen wir damit umzugehen, wie stark Entscheidungen, die uns unwichtig vorkommen, große Auswirkungen haben können. Zudem vergleichen und schätzen wir den Wert von Gegenständen und optimieren Dinge, um effektiver zu sein. Nebenbei gesagt, bekommt eine Geschäftsleitung einer Firma eine Dauererektion, wenn sie die Wörter Optimieren und Effektiv in einem Satz hört.

Shooter und Taktikspiele schärfen unser Auge und unsere Beobachtungsgabe. Wir taktieren und wägen Verlust und Nutzen ab. Reflexe werden geschult und es werden Entscheidungen in Sekundenbruchteilen gefällt.

In Spielen wie Dwarf Fortress wird die Fantasie und das räumliche Denken gefordert, da die Grafik nicht viel hergibt.

Allgemein kann man sagen, dass Spiele die Fantasie und die Kommunikationsfreude fördern. Spieler sitzen bei LANs zusammen oder unterhalten sich über VoIP.

Das Vorurteil über den kleinen, dicken, pickligen Freak, der einsam vor dem PC sitzt, zieht einfach nicht mehr. Die meisten Spieler treiben Sport, gehen auf Partys und machen einfach das, was jeder andere Mensch auch tut. Manchmal machen sie sogar noch mehr, was die vielen, manchmal recht philosophischen Betrachtungen über Gott und die Welt in diversen Foren beweisen.

Ich bin froh, mich als Computerspieler bezeichnen zu können, weil ich weiß, dass ich mich zu Menschen geselle, die einiges auf dem Kasten haben und von denen sich so mancher eine dicke Scheibe abschneiden könnte.

Früher gab man beschämt zu, dass man Computerspiele spielt und erntete fragwürdige Blicke. Jeden Moment erwartete man eine Gruppe von Bauern mit Fackeln, die den Freak verbrennen wollten.

Glücklicherweise ist es heute anders. Heute hat man gute Argumente auf Lager, um Skeptiker in die Schranken zu weisen und sie sind es, die sich bemühen müssen, ihre seltsame Einstellung zu Computerspielen zu erklären. Computerspieler sind keine Exoten mehr. Allein auf Facebook spielen aktuell Millionen von Menschen Farm Ville.

Ich habe Spieler als interessante Menschen kennen gelernt. Sensibel, fantasievoll,  zu begeistern, interessiert, versiert und einfach verspielt… das sind die Wörter, die mir spontan einfallen, wenn ich über Spieler nachdenke.

Genießt die Zeit mit den elektronischen Abenteuern: Spielt!

Dienstag, 12. Januar 2010

Da geht die Post ab…

 

Es ist erstaunlich, wie bei der Post die Post ab geht… leider nur im Bezug auf Briefe und Pakete.

Wenn ich den Gang zur Post wage, dann immer mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Was wird mich dort erwarten?

Selten ist es eine kurze Warteschlange oder flinke Postmenschen. Vielmehr werde ich zuerst von einem Hitzeschlag begrüßt, wenn ich die Post betrete. Bei Wetterverhältnissen, die einem Blizzard gleichkommen, packe ich mich gerne warm ein und bin geneigt all meine Kleidung von mir zu reißen, sobald ich die flimmernde Hitze-Sphäre des Postraumes betrete. Um die anwesenden Kunden nicht zu schockieren entscheide ich mich aber regelmäßig dagegen. Nicht jeder hat Interesse daran, ein männliches Gemächt herum baumeln zu sehen.

Nachdem ich den Hitzeschock hinter mich gebracht habe, fällt mir sofort das zweite Phänomen auf: Das Zeitparadoxon!

Die Deutsche Post ist in der Lage, Einsteins Relativitätstheorie auf den kopf zu stellen. So sollten sich schnelle Körper, relativ zum Beobachter, langsamer in der Zeit fortbewegen. Bei der Post läuft das aber ganz anders: Je langsamer man sich bewegt, desto langsamer vergeht die Zeit. Ich fühle mich wie in einem Schwarzen Loch, wo die Zeit fast eine Singularität erreicht. Sozusagen eine Nullzeit… die Zeit scheint einfach still zu stehen. Wenn man die Angestellten hinter dem Tresen aber genauer beobachtet und sehr viel Geduld mitbringt, kann man Bewegung erkennen. Also ruft nicht sofort den Notarzt: Die Damen und Herren leben noch… sie bewegen sich nur sehr träge.

Wie dem auch sei… ich stelle mich ans Ende der kilometerlangen Schlange. Hier könnte ich einige Theorien über die Krümmung des Raums, und die dadurch entstehenden Möglichkeiten unheimlich viele Menschen in einen kleinen Post Raum zu pressen, auslassen, aber ich habe erbarmen und fasse mich kurz.

Nun hat man genügend Zeit die Umstehenden zu beobachten. Hinter mir steht eine Frau mit ihrem Göttergatten. Beide recht jung… aber der Wille des Mannes hat die Frau bereits gebrochen. Immer wieder nörgelt sie über die lange Schlange. Es ist zwar offensichtlich, dass sie die Schlange für drei Schalter anstellt, aber das will die Dame nicht begreifen. Sie drängt ihren Pantoffelhelden immer wieder dazu, dass er zum Schalter gehen soll, wo gerade eine Person bedient wird und etwas Abseits der Schlange liegt. Der gute Mann kontert verzweifelt und kleinlaut, dass man sich dort sicher nicht einfach anstellen kann. Seine Beteuerungen unterstreicht er am Ende jedes Satzes mit einem verzweifeltem “Liebling”. Natürlich ignoriert die Frau die logische Schlussfolgerung, dass die ganzen Personen vor ihr in der Schlange sicherlich nicht aus purem Spaß anstehen und den Schalter nicht frequentieren, nur damit sie ihre Angelegenheit schnell erledigen kann.

Ich vermute stark, dass der Mann die folgenden Nächte auf dem Sofa verbringen darf. Ehelicher Beischlaf ist auch gestrichen. Man sollte ihm auf die Schulter klopfen und sagen: “Sei froh!”

Eine Nanosekunde später werde ich durch ein lautes Geschrei aus meinen Gedanken gerissen. Ein etwa 4 jähriger Sohnemann macht sich lauthals bemerkbar. Er schreit und heult. Er läuft hin und her aber die Mutter ist nicht in der Lage, das Balg zur Ruhe zu bringen. Ich möchte ihr einen Baseballschläger reichen, aber dummerweise habe ich keinen dabei. Dann sehe ich das Kind und denke mir: Es gibt keinen Gott!

Nun, es gibt unansehnliche Kinder… aber das Kind ist potthässlich! Es ist blass, dürr und hat Glubschaugen, die mit geröteten Augenringen versehen sind. Die Nase ist rot und der Rotz läuft beständig aus der Nase. Wenn die Mutter das Kind die Kloschüssel runtergespült hätte, würde sie jedes Gericht dieser Welt freisprechen!

Dann brüllt sie ihrem Kind hinterher: “OTTO, komm hier hin!”.

Das sind Momente, in denen man spontane Solidarität in einer Menschenschlange erkennen kann. Sofort setzt ein Raunen und Gemurmel ein und ich weiß: wir denken alle das Gleiche: Nicht nur, dass das Kind hässlich wie die Nacht ist… nein… es heißt auch noch Otto!!! In solchen Situationen möchte man das Kind schnell von dem Leid erlösen, welches das Schicksal ihm auferlegt hat. So auszusehen und dann noch Otto zu heißen hat niemand verdient. Das Kind wird immer gehänselt werden und ist es mal erwachsen, dann wird es mit Sicherheit niemals eine weibliche Brust berühren können, außer die seiner Mutter oder einer Frau, die einen extremen Fetisch für abstrakte Menschen hat. Manchmal verstehe ich Eltern nicht. Sie müssen doch erkennen, dass ihr Kind und der Name nicht kompatibel sind.

Irgendwann erinnert sich die Zeit an mich und hat erbarmen mit mir. Die Schlange vor mir wird kürzer und ich stehe dem Fürsten der Finsternis gegenüber. Er ist klein, rundlich und hat keinerlei Mimik. Er kann sogar sprechen, ohne seinen Mund zu bewegen!

Ich lege ihm mein Päckchen vor die Nase und trällere ein fröhliches “Hallo!”. Mit einer Reaktion habe ich nicht wirklich gerechnet. Er nimmt das Päckchen und sagt: “mmmgrummelmurmel”

“Bitte?”

“mmmgrummelmurmel”

“Was?”

“mmmgrummelmurmel”

“Tut mir leid. Ich kann sie nicht verstehen…”

“mmmgrummelmurmel”

Irgendwann, mit viel Fantasie und Improvisation Vermögen, höre ich aus der offensichtlichen Geheimsprache der Deutschen Post ein “4,60€” heraus.

Schnell bezahle ich den Betrag und hoffe, dass nicht wieder das Zeitloch einsetzt, bevor ich diese Räumlichkeiten verlassen habe. Ich gehe schnell an der langen Schlange vorbei und vermeide es, den Menschen in die Augen zu sehen. Am Ende der Schlange schauen die Postkunden zu Boden, wohl wissend, welch Schicksal sie erwartet.

Draußen atme ich erst mal die eiskalte Luft ein. Ich zünde mir eine Zigarillo an und nehme einen tiefen Zug. An mir gehen zwei Leute mit einigen unfrankierten Paketen vorbei.

“Arme Schweine!”, murmele ich und schlendere davon.

Samstag, 9. Januar 2010

Verrückte sind recht normal…

Ich sah heute aus dem Fenster und verspürte den Drang, dem vielen Schnee dort draußen einen Besuch abzustatten. Ich zog mich mollig warm an stopfte mir die Ohrstöpsel meines MP3 Players in die Ohren, stülpte meine Mütze auf meinen Kopf und los ging´s. Während ich so durch die hell erleuchtete Einkaufstraße des Städtchens, in dem ich wohne, schlenderte, träumte ich vor mich her und lauschte der Musik.
Plötzlich sprach mich ein kleiner, dennoch stämmiger Mann an. Er trug einen ungepflegten Bart und seine Hände waren schmutzig. Eindeutig hatte er längere Zeit kein vernünftiges Bad mehr gehabt.. womöglich auch kein Dach über dem Kopf. Er sah, dass ich eine Zigarillo rauchte und bat mich um eine.
Normalerweise ignoriere ich Bettler aber heute hatte ich einen guten Tag. Ich zog meine Schachtel aus der Manteltasche und gab ihm zwei meiner Zigarillos. Er bedankte sich höflich und wir marschierten in verschiedene Richtungen weiter.
Am Ende der Einkaufsmeile kehrte ich um und traf den Mann an einem großen mittelalterlichen Tor. Er hatte sich gerade etwas zu rauchen angezündet und genoss den warmen Qualm, der ihm durch Mund und Nase quoll.
Ich hielt an und fragte ihn, ob sie schmeckt. Er lächelte und bestätigte, dass sie recht gut schmecken würde. Ich zündete mir auch eine an und er fing an zu plaudern.
Er sei ein Wachmann und Kriegsveteran aus Saigon und Vietnam.
Ich musste grinsen und fragte, ob er nicht zu jung sei, um in Vietnam gekämpft zu haben. Ich schätzte ihn auf Ende 30.
Er stimmte mir zu, ließ sich aber nicht beirren und erzählte weiter. Er sei Drill Sergeant in einer Spezial Einheit. Er sei mit seinem Kontingent hier auf Rundgang. Es fielen bekannte Namen wie "Wildgänse", "GSG9" und weitere aus Spielfilmen bekannte Gruppierungen. Ich hörte ihm zu und fragte ab und zu nach, damit er Details aus seiner Geschichte erzählen konnte.
Nachdem wir zu ende geraucht hatten, bedankte er sich für das Gespräch, wobei er nach dem Danke auch nicht das "Sir" vergaß.
Jetzt sitze ich hier in meinem warmen Wohnzimmer, trinke einen heißen Kaffee und denke mir, dass der Mann ziemlich verrückt war und in seiner kleinen, fantastischen Welt lebte.
Und ich denke darüber nach, wie normal und vernünftig er doch war, wenn ich mir so manche Mitmenschen betrachte, die einem täglich im Internet begegnen. Bekloppte, die ihren Ex-Freundinnen nachstellen. Niveaulose Trottel, die jedem weiblichen Nicknamen in WKW (oder sonst wo) hinterher rennen und mit übelsten Sprüchen versuchen, sich aufzugeilen und sogar noch davon überzeugt sind, dass die Frau es mögen würde, derart belästigt zu werden. Teenies, die unter vier Augen den Mund nicht auf bekommen aber in verschiedensten Foren die Sau herauslassen. Kranke, Gestörte, Notgeile, die nicht zu einem vernünftigen Dialog im Stande sind... die sich nicht die Mühe machen, verständlich zu schreiben und alles gekonnt ignorieren, was sie je im Deutsch Unterricht in der Schule lernten.
Wenn ihr demnächst auf einen Bettler trefft, dann nehmt euch die Zeit und plaudert ein wenig mit ihm. Raucht mit ihm eine und lasst ihn einfach mal reden. Er wird sich freuen und ihr werdet vielleicht auch erkennen, wie normal Verrückte sein können...